Seit über 60 Jahren ist die Wiener Beethoven-Gesellschaft bemüht, ihre in den Satzungen verankerten Aufgaben durch vielfältige Aktivitäten zu erfüllen. Die WBG ist nach wie vor aktiv in den Bereichen Konzert, Wissenschaft, Jugendförderung, Denkmalpflege und Publikationen.

Darüber berichtet auch ein Artikel von Dr. Heinz Anderle, welcher im Mitteilungsblatt der WBG (XLV. Jg., 2/2014) erschienen ist. Zusätzliche Infos über die Aktivitäten der WBG finden Sie auf der jeweiligen Unterseite (siehe die Menüpunkte rechts).

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Projekte


60 Jahre und kein bißchen leise

Die Wiener Beethoven-Gesellschaft und ihr zweiter Frühling

Dr. Heinz Anderle

Am 27. März 2014 jährte sich die Gründung der Wiener Beethoven- Gesellschaft zum 60. Mal. weshalb am Ort ihrer Gründung, im Beethoven-Saal der Pfarre Heiligenstadt, in einer Feierstunde am 25. März dieser Jahre gedacht wurde, mit der musikalischen Umrahmung durch die diesjährige Klemens Kramert-Stipendiatin, Adela Liculescu aus Rumänien am Klavier, und einem Überraschungsgast, Kammersängerin Univ.-Prof. Birgid Steinberger. Der Präsident der WBG, Univ.-Prof. Erwin Ortner, stellte die Stipendiatin kurz vor, die dann mit dem „Alla Ingharese quasi un Capriccio“ op. 129 (auch bekannt als „Die Freude über den gewonnenen Euro“) das musikalische Programm eröffnete.

Die Leitlinien dieser vergangenen Jahre bildeten, wie aus den Erinnerungen des Ehrenpräsidenten Univ.-Prof. Alexander Jenner und später der Betreuerin der Ausstellung, Fr. Elfriede Rührnschopf, hervorging, einerseits die Unterstützung des pianistischen Nachwuchses mit dem Schwerpunkt der Pflege des beethovensehen Repertoires, andererseits der Betrieb des Museumsraumes in der Probusgasse, das Besucher aus aller Welt anzieht. Nach der Gründung durch Msgr. Klemens Kramert, damals Pfarrer in Heiligenstadt, gestalteten sich die Anfänge zwar noch sehr bescheiden, doch bildeten den Schwerpunkt der Vereinsarbeit von Anfang an die Klavierabende, bei denen auch Alexander Jenner und Heinz Medjimorec am Klavier auftraten, heute Ehrenpräsident bzw. Vizepräsident, sowie Orchesterkonzerte im Musikvereinssaal. Langgediente Mitglieder der WBG werden sich sicher auch noch an die von deren Orchesterdirektor Hans Plescher und seiner Frau Maria organisierten Freiluftkonzerte auf dem Pfarrplatz mit den Niederösterreichischen Tonkünstlern erinnern, die dann in den 1970er Jahren wegen der immer strenger werdenden behördlichen Sicherheits-Auflagen leider nicht länger stattfinden konnten. Fr. Rührnschopf erwähnte wehmütig die „Pastorale“ mit Vogelgezwitscher vom Lindenbaum...

Die Nachwuchspflege verlagerte sich daher von den Konzerten hin zur Nachwuchsförderung durch das Marianne Nadler-Stipendium sowie seit 1981 zum Klemens Kramert-Preis für den besten österreichischen Teilnehmer am Internationalen Beethoven-Klavierwettbewerb in Wien, zu dessen Preisträgern u. a. Stefan Vladar, Christoph Berner und Christopher Hinterhuber zählen, wie der Vizepräsident der WBG, Univ. Prof. Medjimorec, betonte. Kammersängerin Univ.-Prof. Steinberger unterstrich anschließend, begleitet von Prof. Medjimorec, als Kontrast zu den expressiven Solo-Klavierwerken Beethovens lyrische Empfindung in drei Liedern, „Wonne der Wehmut“, „Ich liebe dich“ und „Andenken“.

Der designierte Generalsekretär, Mag. Christian Kircher, wies in seiner Vorausschau auf die Zukunft der WBG bis zum Beethoven-Jahr 2020 auf das Projekt eines neu konzipierten „Beethoven-Hauses“ in Heiligenstadt hin. das in der Probusgasse verwirklicht werden und die Ausstellungen des Wien-Museums und der WBG zusammenführen und angemessen modernisieren soll. Dazu wird die WBG schon heuer in neu renovierte und adaptierte Räume übersiedeln, worauf der Umbau des Eingangsbereiches und die Neugestaltung der Ausstellung noch 2015 folgen werden. Die Arbeiten hätten bereits begonnen.

Adela Liculescu riß daraufhin die Gäste mit, als sie Beethovens Klaviersonate op. 57, bekannt als „Appassionata“, unvergleichlich aufwühlend und ausdrucksstark präsentierte. Nach der Zugabe, der Etüde op. 10 Nr. 1 von Chopin, klang der Abend dann bei Brot und verschiedenen Weinen aus dem Geburtsort eines älteren Kollegen Beethovens harmonisch aus, indem die Internationale Ignaz Joseph Pleyel-Gesellschaft die besten Pleyel-Weine aus Ruppersthal ausgewählt und spendiert hatte.

Was bleibt als Ausblick? Das Beethoven-Jahr 2020 mit der Feier des 250. Geburtsjahres naht mit Riesenschritten, und es heißt deshalb, besser zu früh als zu spät Ideen zu sammeln, Konzepte zu entwerfen und Pläne zu schmieden. Ein zweiter Frühling soll der WBG blühen, weshalb auch Sie, hochgeschätzte Mitglieder, eingeladen sind, hier Wünsche und Anregungen zu äußern, Einfälle und Vorschläge zu unterbreiten, denn noch sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, und je früher auch unmöglich umsetzbar scheinende Ideen aufs Tapet gebracht werden, desto größer sind die Chancen, das Unmögliche doch möglich zu machen.

Ähnlich wie im Mozart-Jahr 2006 könnte 2020 auch mit dem Beitrag der WBG gemeinsam mit dem Wien-Museum, gemeinsam mit musikalischen Gesellschaften in Wien und in aller Welt sowie gemeinsam mit internationalen Institutionen Beethovens 250. Geburtstag weltweit würdig begangen werden - ein Ziel, auf das hinzuarbeiten sich schon jetzt lohnt.